Rhesus Affen mit Menschengehirn?

Chinesische Wissenschafter/innen haben ein Gen in Rhesus Affen eingebaut, das bei Menschen für die Gehirnentwicklung zuständig ist. Herausgekommen ist nicht viel dabei: Von 11 Affen sind 6 verstorben und bei den 5 Überlebenden ist eine statistische Aussage sowieso unmöglich. Die Gruppe berichtet trotzdem, dass die kognitive Leistungsfähigkeit der 5 Affen besser gewesen wäre als in einer Vergleichsgruppe.

Die Frage ist eher eine ethische: „Jo dürfen die denn des?“ In China jedenfalls! Und natürlich hat das eine andere Signifikanz, als die genetische Veränderung von humanen Embryonen, von der Ende letzten Jahres berichtet wurde. Aber zweifellos ist so etwas ethisch nicht ganz trivial. Ein Gen verändert einen Rhesus Affen wohl kaum grundsätzliche, aber wie wäre das bei einem Schimpansen? Das Genom eines Schimpansen ist zu 98% mit dem menschlichen Genom identisch. Viele Gene – auch solche für die Gehirnentwicklung – sind in einem Schimpansen bereits vorhanden. Ein menschliches Gen kann in einem so ähnlichen Genom deutlich relevantere Veränderungen auslösen. Oder was ist, wenn man ein ganzes Set von Genen verwendet, das dann deutlich stärkere Veränderungen begünstigen würde?

Wenn wir einmal gelernt haben, Menschengene in Tiere einzubauen – wie lange wird es dauern, bis wir Tiergene in Menschen einbauen? Mit jedem dieser Experimente wird die Hemmschwelle weiter herabgesetzt. Beim nächsten Experiment wollen die Wissenschafter/innen dann wieder ein Stückchen weiter gehen als die letzte Forschungsgruppe, damit sie immer noch die entsprechenden Schlagzeilen und die Aufmerksamkeit der Wissenschaftlichen Gemeinde bekommen.

Bei einer genetischen Veränderung in Ei- und Samenzellen findet immer eine Manipulation der gesamten Spezies statt und nicht nur eine Manipulation bestimmter Individuen. Klar kann man die Affen an der Fortpflanzung hindern, damit keine neue Spezies entsteht, in der dann ein menschliches Gen weitervererbt wird. Aber auch da stellt sich die Frage: Wie gewissenhaft kann das durchgehalten werden? Die Affen werden an andere Forschungseinrichtungen weiterverkauft, die ebenfalls Studien mit den genetisch veränderten Tieren machen wollen um zu sehen, was die mit dem menschlichen Gen können und was nicht.

Ich denke nicht, dass man solche Experimente komplett verbieten sollte. Wichtig wäre, dass eine angemessene ethische und rechtliche Genehmigung vor und Begleitung während des Forschungsprojekts gewährleistet ist. Allgemein wird angenommen, dass das in China nicht der Fall ist. Es wäre also wohl eine internationale Überwachung solcher Versuche erforderlich. Scheint aber sehr unrealistisch, dass so etwas durchzusetzen ist.

Für China ist es attraktiv, dass solche Experimente möglich sind. Westliche Wissenschafter/innen, die an den Ergebnissen interessiert sind, kollaborieren mit diesen Instituten und brauchen sich selber die Finger nicht schmutzig zu machen – und sich nicht mit den eigenen Ethikkommissionen herumschlagen. Trotzdem fließt auf diesem Weg sehr viel Expertise nach China. Und China will ja im Bereich der Biomedizinischen und Biotechnologischen Forschung so schnell wie möglich an den Westen anschließen – was sie wohl auch bald geschafft haben werden.

Leave Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *