Das Problem des Genetic Engineering von Embryos ist nicht, dass es gemacht wurde, sondern wie. Die richtige Vorgangsweise muss sein, dass eine Entscheidung über eine genetische Manipulation von Embryonen von der Gesellschaft getroffen werden sollte, nicht indem Einzelpersonen Präzedenzfälle setzen. Die Wissenschaft muss im Dienst der Gesellschaft stehen, von der sie ein Teil ist und von der sie auch finanziert wird. Weder einzelne Wissenschafter/innen, noch die Wissenschaft als Ganzes darf Entscheidungen treffen, die alle Menschen betreffen. Das ist eine der wesentlichen Quellen für das Misstrauen vieler Menschen den Wissenschaften gegenüber.
Die EU Staaten haben eine Vereinbarung unterzeichnet, dass genetische Veränderungen an Embryonen, die an spätere Generationen weitergegeben werden können, eine Verletzung der Menschenrechte und der menschlichen Würde sind. Eine Vererbung an die Nachkommen erfolgt dann, wenn embryonale Stammzellen genetisch verändert werden, nicht aber wenn normale Körperzellen genetisch verändert werden. Jede Zelle im Körper eines Menschen, der sich aus der manipulierten Stammzelle entwickelt, trägt die genetische Veränderung. Auf diese Weise kann sich so ein Gen in großen Teilen der Menschheit ausbreiten, vielleicht sogar in der gesamten Menschheit. Das wäre ein Prozess, der viele Generationen dauern würde, aber es gibt wenig Chancen, diese Veränderung wieder aus dem Vererbungsgang herauszubekommen; jedenfalls würde das eine zweite Manipulation von embryonalen Stammzellen erforderlich machen.
Eine genetische Manipulation von embryonalen Stammzellen bzw. ganzen Embryonen – was technisch kein Unterschied ist – erfolgt daher nicht an einem bestimmten Menschen, sondern potenziell an der gesamten Menschheit. Dagegen ist der Handel mit menschlichen Eizellen oder der Einsatz von Leihmüttern in Ländern mit unzureichenden ethischen Standards ein überschaubares und handhabbares Problem, obwohl natürlich auch das signifikante ethische Implikationen hat. Jedenfalls muss eine die gesamte Menschheit betreffende Entscheidung von der gesamten Menschheit getroffen werden.
Das Gleiche gilt genauso für andere Formen der Hochtechnologie die in den nächsten Jahren auf uns zukommen. Artificial Intelligence und Quantencomputer haben das Potenzial, die gesamte Menschheit zu verändern. Das Szenario einer außer Kontrolle geratenen AI, die an die Macht strebt und diese aufgrund ihrer überlegenen Intelligenz auch erreicht, mag stark übertrieben sein. Trotzdem könnte die Entscheidung, eine echte AI anzuschalten, bedeutende Folgen für die gesamte Menschheit haben. Neben den Bedrohungsszenarien, die eher nach Science-Fiction klingen, gibt es nach wie vor keine Klarheit, was die ethnische Bedeutung eines maschinellen Bewusstseins ist. Wird hier ein denkendes, fühlendes und daher auch leidensfähiges Wesen geschaffen, das wir in eine Maschine eingesperrt haben? Niemand weiß es und es kann nicht die Wissenschaft entscheiden, ob das Einschalten einer AI ethisch vertretbar ist. Und wenn man sie nicht einschaltet macht es natürlich wenig Sinn, sie zu entwickeln.
Gerade bei IT Fragen sind es nicht einmal die Wissenschafter/innen, die eine Entscheidungen treffen. Da die Entwicklung intelligenter Computersystem von den großen IT Konzerne vorangetrieben wird, reduziert sich das von einer moralischen und ethischen Frage, welche die gesamte Gesellschaft entscheiden muss, zu einer wirtschaftlichen Entscheidung, die von einigen wenigen Chief Executives getroffen wird, die weder die technisch-wissenschaftliche noch die ethisch-moralische Kompetenz dafür haben. Und selbst wenn sie diese hätten steht es ihnen nicht zu, so eine weitreichende Entscheidung für uns alle zu machen.
Wenn die Gesellschaft diese Fragen beantworten muss bedeutet das natürlich, dass die Gesellschaft über die relevanten Informationen verfügen muss. Wenn das nicht der Fall ist, wird die Entscheidung von oligarchischen Systemen in deren Sinn über die Sozialen Medien manipuliert. Bevor wir eine Entscheidung über Genetic Engineering oder Artificial Intelligence von der Gesellschaft verlangen, müssen wir der Gesellschaft objektive Informationen zur Verfügung stellen. An der Einstellung vieler Menschen zum Thema Klimawandel sieht man, wie schwer es sein kann, der Wahrheit Gehör zu verschaffen, wenn es mächtigen Gruppen ein Anliegen ist, diese Wahrheit aus machtpolitischen und wirtschaftlichen Gründen zu verschleiern und die Welt sehenden Auges auf den Abgrund zuzutreiben.
Und jetzt bin ich bei meinen Bemühungen, die mir zur Verfügung stehenden Information an die Öffentlichkeit heranzutragen. Interessiert nur leider wenige Leute, zumindest in der Form eines Buches, wie ich das probiert hab. Ich hab natürlich nicht die Absicht, deswegen aufzugeben. In der hier beschriebenen Form steckt aber eine sehr schöne Zusammenfassung der Motivation für meinen Versuch der Aufklärung und Bildung der Gesellschaft. Daraus ergibt sich eine eindeutige Zielgruppe: Die gesamte Menschheit, die über diese Information noch nicht verfügt – oder zumindest die Teile davon, die ich erreichen kann. Auch wenn das ein nur sehr kleiner Teil ist, scheint mir das eine wichtige Aufgabe zu sein.