Ein Analyst von Goldman Sachs stellt die Frage, ob das Heilen von Patient/innen ein gutes Geschäftsmodell ist (https://arstechnica.com/tech-policy/2018/04/curing-disease-not-a-sustainable-business-model-goldman-sachs-analysts-say/):
The potential to deliver “one shot cures” is one of the most attractive aspects of gene therapy, genetically engineered cell therapy, and gene editing. However, such treatments offer a very different outlook with regard to recurring revenue versus chronic therapies […] While this proposition carries tremendous value for patients and society, it could represent a challenge for genome medicine developers looking for sustained cash flow.
Solche Aussagen zeigen Biotechnologie und Pharmazeutische Industrie in einem ziemlich schlechten Licht. Ich weiß nicht, ob irgendjemand solche Überlegungen tatsächlich in die Praxis umsetzen würde, aber einigen Leuten trau ich das schon zu. Der Artikel, in dem ich das gelesen hab, ist am 12. April erschienen; eine Gegendarstellung hab ich nicht gefunden. Vielleicht wollen die Lobbyisten der Pharmaindustrie gar nicht auf sowas eingehen, um nicht nicht zusätzliche Aufmerksamkeit zu erzeugen. Ich glaub sowieso nicht, dass dieser Bericht vielen Leuten aufgefallen ist.
Für die Schulmedizin sind solche Aussagen – wenn sie eine breitere Leserschaft erreichen – pures Gift. Die Menschen werden sich immer weiter in die Fänge von Betrügern und Scharlatanen flüchten. Lieber von einem Menschen betrogen werden, der mir gegenübersitzt, als von einer undurchschaubaren Industrie. Dass in der Komplementären & Alternativen Medizin (CAM) systematisch betrogen wird, oder dass aus Ignoranz unbeweisbare Heilsversprechen abgegeben werden, ist vielleicht nicht ganz so offensichtlich.
Wenn es gelingt, mit einer einzigen Behandlung eine fortgeschrittene und ansonsten unbehandelbare Leukämie unter Kontrolle zu bringen, wie das bei den CAR T-Zellen offensichtlich der Fall ist, sind die Kosten dieser Behandlung nicht mehr überraschend. Klar verlangt die Industrie bis zu einer halben Million € oder $, wenn sie keinen weiteren Cash Flow erwarten kann.
Der Firma Gilead ist das bereits passiert. Die haben eine Behandlung für Hepatitis C entwickelt, die in 90% der Patient/innen zu einer weitgehenden Heilung führt. Je mehr dieser Patient/innen geheilt werden, desto weniger Geschäft bleibt für Gilead. In den ersten Jahren nach der Einführung des Medikaments hat Gilead über 12 Milliarden $ verdient; dieses Jahr werden nur mehr 4 Milliarden $ erwartet. Trotzdem die Behandlung extrem teuer ist – einige zehntausend € – wird Gilead bald kein Geschäft mehr damit machen. Je weniger Menschen Hepatitis C haben, desto weniger Menschen können angesteckt werden. Die Ausbreitung der Krankheit limitiert sich dadurch selbst.
Vielleicht müssen sich die Health Care Stake Holder früher oder später doch an den Gedanken gewöhnen, dass sie für Gesundheit und nicht für Krankheit bezahlt werden. Das beginnt mit bereits existierende Modellen, in denen für ein Medikament nur dann bezahlt wird, wenn es den Patient/innen tatsächlich hilft. Insbesondere in der Onkologie ist das ein Thema, weil die modernen Medikamente extrem teuer sind. Die Onkologie hat weniger Risiko als etwa Infektionserkrankungen. Das realistische Ziel der Krebsbehandlung ist Kontrolle, nicht Heilung. Ausserdem treten immer neue Fälle auf unabhängig von der Notwendigkeit einer Ansteckungen – die Menschen müssen lediglich das entsprechende Alter erreichen, um eine Krebserkrankung zu entwickeln.