Krebsantigene lösen Antitumorimmunität aus. Unerwartete Spontanremissionen selbst fortgeschrittener Krebserkrankungen können auf die Entwicklung einer Antitumorimmunreaktion zurückgeführt werden. Tumorzellen lernen, sich der Antitumorimmunität zu entziehen. Immunonkologische Interventionen verhindern diesen „Immune Escape“ indem sie die spontane Antitumorimmunität stärken. Viele neue immunonkologische Arzneimittel legen nahe, immunonkologische Expertise in die Festlegung eines Behandlungskonzepts aufzunehmen.
Was ist Krebs?
Obwohl noch viele Details einzufügen sind weiß die biomedizinische Forschung heute zumindest auf einer konzeptionellen Ebene, wie Krebs entsteht und sich zu einer tödlichen Krankheit entwickelt. Was nicht heißen soll, dass alle Fragen über die Entstehung von Krebs bereits geklärt sind. Es bleiben genügend Wissenslücken, um die biomedizinische Forschung noch für viele Jahre zu beschäftigen.
Frage: Was ist Krebs?
Antwort: Krebs ist eine Erkrankung der Gene.
Mutationen in Genen, die für die Steuerung der Zellteilung zuständig sind, führen zum Verlust der Kontrolle über die Zellvermehrung. Durch Mutationen ausgelöste Veränderungen an Proteinen können vom Immunsystem entdeckt werden. Mutierte Zellen werden schon in einem frühen Stadium ihrer Entwicklung von den Abwehrmechanismen unseres Körpers aufgespürt und zerstört. Auf diese Weise schützt uns das Immunsystem möglicherweise über Jahrzehnte vor Krebserkrankungen.
Doch genauso wie bei anderen Organen schwinden mit zunehmendem Alter auch die Kräfte des Immunsystems: Die Verteidigungsfront beginnt zu wanken. Die zunehmende Altersschwäche des Immunsystems erlaubt es einzelnen Krebszellen, sich vor ihrer Zerstörung zu verstecken. Sie können beginnen, sich ungehindert zu vermehren. In weiterer Folge gelingt es den Krebszellen Mechanismen zu entwickeln, die einen effektiven Schutz vor dem Immunsystem darstellen. Erst dadurch kann sich eine Krebserkrankung voll entwickeln. Durch die Augen der Immunonkologie bietet sich demzufolge eine ergänzende Antwort auf die
Frage: Was ist Krebs?
Ergänzende Antwort: Krebs ist das Symptom eines Immundefekts.
Das Entstehen einer Krebserkrankung verstanden als das Versagen des Immunsystems beim Verhindern einer Krebserkrankung ist gerade erst im Mainstream der Onkologie angekommen. Der Wechsel des Blickwinkels eröffnet die Sicht auf Aspekte einer Krebserkrankung die verborgen bleiben, wenn man nur die Krebszelle selber und deren genetische Veränderungen als Ziele für therapeutische Bemühungen in Betracht zieht. Die Immunonkologie versucht über den Tellerrand der Krebszelle zu sehen und Krebs als ein komplexes System zu verstehen. Ein System, das nicht nur ein Häufchen von Krebszellen ist, sondern ein Gewebe mit einer definierten Feinstruktur, die unter anderem vom Immunsystem kritisch beeinflusst und kontrolliert wird.
Immunonkologische Behandlungsmethoden
Immunmodulation
Kann die Antitumorimmunität stärken, den Immune Escape verhindern, das Abschalten des Immunsystems blockieren.
- Immuncheckpunktinhibitoren: CTLA-1, PD/PD-L, IDO – verhindern, dass eine Immunreaktion gegen Tumorantigene abgeschaltet wird und der Tumor auf diese Weise dem Immunsystem entwischt
- Immunstimulation: Interferone, Interleukine – Signalstoffe des Immunsystems die Angriffsbefehle übermitteln
- BCG Inokulation – Ein abgeschwächtes Bakterium, das – wenn in den Tumor injiziert – Zellen des Abwehrsystems anlockt und aktiviert
Adoptive Immuntherapie
Ersetzen fehlende Schutzmechanismen bei der Immunabwehr von Tumorantigenen.
- Antikörper spezifisch für Tumorantigene – blockieren Rezeptoren für Wachstumsfaktoren auf den Tumorzellen, welche diese zur Zellteilung anregen
- Chimäre Antigen Rezeptor (CAR) T-Zellen – genetisch veränderte Killerzellen die in die Lage versetzt werden, Tumorzellen gezielt zu erkennen und zu zerstören
Tumorimpfstoffe
Lösen eine Antitumorimmunität aus bzw. stärken eine bestehende spontane Immunreaktion gegen Tumorantigene. Unterschiedliche Methoden der Tumorimpfung wurden in den letzten 2-3 Jahrzehnten entwickelt, deren Wirksamkeit aber noch nicht endgültig nachgewiesen ist.
Leistungen
Die zunehmend umfangreicher werdende IO Arzneimittel Palette legt nahe, ergänzende IO Expertise bei der Erstellung einer Behandlungsstrategie heranzuziehen. Ich biete an, Krebspatient/innen zu beraten und das Behandlungsteam dabei zu unterstützen, die großen Chancen einer IO Behandlung in ein Gesamtkonzept miteinzubeziehen.
- Vor allem bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen
- Gutachten und Review der aktuellen IO Literatur
- Besuch bei und Besprechungen mit Behandlungsteam & Patient/in
- Kollegiale Behandlung mit anderen Fachdisziplinen und Behandlungsvorschläge
Wem hilft die Immunonkologie?
Bei fortgeschrittenen Erkrankungen ohne geprüfte Standardtherapie besteht wie auch bei der Chemotherapie die Herausforderung – aber auch die Chance – des gezielten Off-Label Compassionate Use – ein Heilversuch – eines IO Arzneimittels. Das große Potenzial der IO legt nahe, diese Therapeutika auch bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen einzusetzen. Die typischen Patient/innen für einen IO Heilversuch haben
- Eine fortgeschrittene, generalisierte, Krebserkrankung
- Alle Standardtherapien ausgeschöpft
- Einen vorteilhaften Immunstatus in Blut & Tumorgewebe
Was darf man sich erwarten?
- Ergänzendes Angebot bei fortgeschrittener Krankheit
- IO Krebstherapie am letzten Stand der Forschung
- Einzigartiges Angebot an Patient/innen und Familien
- Falls gewünscht fortgesetzte IO Beratung
Verträglichkeit
Die in der IO eingesetzten Arzneimittel haben im Allgemeinen nur moderate Nebenwirkungen. Das ist von besonderer Relevanz, da die Beeinträchtigung der Lebensqualität von sowieso schon schwerkranken Menschen nicht durch aggressive therapeutische Intervention weiter verschlechtert werden soll. Die Immunonkologie bietet die Chance, Krebspatient/ innen – bis auf eine mehr oder weniger aggressive Schmerztherapie – nicht völlig aufgeben zu müssen. Als zusätzliche Behandlungsoption kann ein IO Heilversuch daher zu einer wesentlichen Unterstützung der Befindlichkeit von Krebspatient/innen den fortgeschrittenen Stadien ihrer Krankheit werden.